Skandal: Nacktscanner in privater Hand

Anrufer: Ist da die Polizei?

Polizist: Ja, hier ist die Polizei. Sass mein Name.

Anrufer: Da ist was schief gelaufen …

Polizist (gähnt): Würden Sie sonst anrufen?

Anrufer: Ich habe ein Päckchen bekommen. Vielmehr … ein riesengroßes Paket. Gestern war´s.

Polizist: Glückwunsch! Einen neuen Fernseher?

Anrufer: Nein, etwas anderes. Raten Sie noch mal!

Polizist: Ihr Penis in Gips im Maßstab 18:1?! Mein Gott, hier ist der Polizeinotruf. Kommen Sie zur Sache! Drogenvernebelte Kinder schießen vielleicht in diesem Moment mit vollautomatischen Waffen auf ihre Eltern, die schon halb als Püree an der Tapete kleben und mit letzter Kraft „110“ wählen. Und wir schwatzen hier.

Anrufer: Ich habe einen Nacktscanner geschickt bekommen.

Polizist: Aha, mmmmh … Wie delikat.

Anrufer: Sooooo delikat nun auch wieder nicht. Wie der Apparat bei mir gelandet ist, kann ich nur vermuten. Mein Nachname hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Amsterdamer Flughafens. Und letzte Woche habe ich einen kleinen A4-Scanner bei Amazon bestellt. Für meine Aquarelle. Sonnenuntergänge und so. Ja, und da ist wohl was verwechselt worden, bei Amazon . Hätten Sie gedacht, das die bei Schiphol ihren Nacktscanner bei Amazon bestellen?

Polizist: Ähm, nein …

Anrufer: Ich auch nicht.

Polizist: Ich … ähm … sage sofort meinem Chef Bescheid. Der wird wohl dann beim Innenministerium die nötigen Schritte veranlassen. Ich denke, in zwei, drei Stunden dürfte das Ding bei Ihnen abgeholt werden.

Anrufer: Gut, dann habe ich noch Zeit, alles wieder ordnungsgemäß zu verpacken.

Polizist: Wie? Sie haben es … ausgepackt?

Anrufer: Aber, ja doch. Die Gelegenheit kommt ja nie wieder. Hab´s drei Stunden in der Fußgängerzone laufen lassen. Autobatterie ran und los ging´s.

Polizist: Oh, mein Gott!

Anrufer: Das können Sie laut sagen. Ich kann nicht mehr begreifen, wie man sich zu einer allgemeinen Anatomie des Menschen durchringen konnte, wenn doch die konkrete so viele und groteske Variationen kennt. Aber egal. Unser Bürgermeister Grundhuber, der mit dem Vollbart, Sie wissen schon … Der ist in Wirklichkeit eine Frau! Hätten Sie das gedacht? Kein Penis, dafür unübersehbar Brüste bis zum Bauchnabel!

Polizist: Das, ähäm, möchte ich so genau gar nicht wissen. Mir schwirrt der Kopf.

Anrufer: Ist auch egal. Aber das Wichtigste kommt jetzt. Deswegen rufe ich Sie auch an. Sie müssen sofort die GSG 9 rufen. Ewiger Nachruhm wird Ihnen sicher sein.

Polizist: Ich verstehe nicht …

Anrufer: Den Antiquar Nimmerle, den kennen Sie doch?

Polizist: Ja, der mit dem Buckel.

Anrufer: Das ist gar kein Buckel. Der Buckel ist der eigentliche, der richtige Kopf. Versteckt im Mantel. Der Kopf, der oben rausschaut, der muss aus Pappmaché sein. Er kuckt mit einem Periskop raus. Nahrung zutscht er durch einen Schlauch. Kommt da vorbei und verspeist ein Lángos … Ich dachte, ich spinne.

Polizist: Zugegeben, Herr …

Anrufer: Holschipp.

Polizist: Herr Holschipp. Das ist ist zugegebenermaßen sehr bizarr. Aber – so sehr ich das auch persönlich vielleicht anders sehe – keine Straftat.

Anrufer (hysterisch kreichend): Sie wissen ja noch nicht, wer drinne steckte!

Polizist: Ähm … wer steckte denn drin?

Anrufer: Adolf Hitler!

Polizist (nach 10 sec. Pause): Unmöglich! Müsste der nicht …

Anrufer: Ja! 120 Jahre alt sein … Klarer Rekord vor dem Heesters.

Polizist: Ich meinte eigentlich … tot sein …

Anrufer: Nein, keineswegs. Ich hab ihn angesprochen. Denken Sie nur, richtig erleichtert war er. Ein Stein sei ihm vom Herzen gefallen. Er habe das Versteckspiel so satt. Dass ihm ausgerechnet ein Nigerianer dabei helfe, dieses Versteckspiel zu beenden, unterstreiche nur wieder einmal die Neigung der Weltgeschichte zur Ironie. So hat er es gesagt. Wortwörtlich.

Polizist: Sie haben getrunken, Herr Holschipp!

Anrufer: Nein, Keineswegs! Jedenfalls … Er erwartet sie. Buckel weg, richtiger Kopf draußen. Mit Schnauzbart und Seitenscheitel. Beides nur weiß. Altersbedingt. Aber vielleicht überlegt er es sich ja anders und flieht in diesem Moment. Darum sollten Sie sich beeilen und deswegen sagte ich GSG 9. Man sollte nie einen Hundertzwanzigjährigen unterschätzen.

Polizist (weint): Warum muss ausgerechnet ich heute hier Dienst haben! Bitte! Bitte! Packen Sie den Scanner wieder ein. Und – wenn Sie nun schon einmal Kontakt zum Führer haben – sagen sie ihm, er soll bitte noch eine Weile im Untergrund bleiben. Das … ist mir im Moment alles eine Nummer zu groß.

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